Die Mühen der Integration
Liebe Schorndorfer,
im November 2020 wurde in der öffentlichen Sitzung des Verwaltungs- und Sozialausschusses (VSA) der Stadt Schorndorf durch den Fachbereich „Familie und Soziales“ ein „Sachstandsbericht Integration“ vorgestellt. Er befasst sich fast ausschließlich mit der Situation von Migranten (Neudeutsch: „Geflüchtete“), die im Rahmen der Zuweisungen übergeordneter Ebenen nach Schorndorf gelangt sind.
Der Integrationsbericht ist besonders wertvoll, weil er ohne interessengesteuerte Wertungen aufgrund objektiver Zahlen wesentliche Aspekte der tatsächlichen Situation der Migration spiegelt. Dafür gebührt dem Fachbereich großer Dank. Leider wurde der Bericht weder in der lokalen Presse, noch sonst erkennbar in der Öffentlichkeit beachtet. Mag es daran liegen, dass die tatsächliche Entwicklung bei Weitem nicht mit dem verbreiteten Wunschdenken in Einklang zu bringen ist? Mag es sein, dass Einzelfälle gelungener Integration eben nur seltene Ausnahmefälle bleiben? Der Integrationsbericht enthält jedenfalls markante Kernaussagen bezüglich der sprachlichen, beruflichen und sozialen Integration, die eigentlich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten. Darüber hinaus stellt er die enormen Aufwendungen für die nachwachsende Generation in der schulischen Förderung dar.
Zu den Zahlen: Insgesamt gibt es in Schorndorf 879 Migranten (Stand 31.08.2020), von denen die Mehrzahl (54 Prozent) mit der großen Flüchtlingswelle 2015/2016 nach Deutschland gekommen ist und sich seit vier bzw. fünf Jahren in Deutschland aufhält. Spätere Zuwanderungen machen weitere 24 Prozent aus, wobei seither stets ein jährlicher Zuwachs der Personenzahl zu verzeichnen ist. Ca. drei Viertel der Migranten (Tendenz steigend) haben eine Aufenthaltserlaubnis erlangt und dadurch eine gute dauerhafte Bleibeperspektive. Dies sind derzeit 650 Personen, während es im Jahr 2017 erst 280 Migranten waren.
Unter diesen Rahmenbedingungen sollten eigentlich die Bemühungen der Verwaltung um Integration dieses Personenkreises auf einen fruchtbaren Boden fallen. Zumal in Schorndorf ein ausgeprägtes Engagement durch institutionelle bzw. professionelle Sozialverbände sowie ehrenamtliche Initiativen und Helfer besteht. Doch die Erfolgsbilanz der Bemühungen bleibt leider überschaubar:
Zweifellos ist das Erlernen der deutschen Sprache die Schlüsselkompetenz für eine erfolgreiche Integration. Dabei handelt es sich primär um eine „Bringschuld“ der Zuwanderer, die eigeninitiativ zu erbringen ist. Die angebotenen Hilfen (Deutschkurse) können dabei nur eine Unterstützungsfunktion haben. Aber gerade um die sprachliche Integration scheint es schlecht bestellt zu sein. So erreichen ca. zwei Drittel der Migranten auch nach vier bis fünf Jahren nur ein „elementares“ Sprachniveau (Einstufung nach dem „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen“). Etwa ein Drittel erreicht eine „selbständige“ und nur 0,5 Prozent, also jeder Zweihundertste, eine „kompetente Sprachanwendung“.
Ähnlich desolat ist die berufliche Integration: Von den 65 Prozent der Migranten im arbeitsfähigen Alter zwischen 16 und 65 Jahren gehen lediglich 23 Prozent einer Arbeit nach. Von diesen 23 Prozent ist die Hälfte mit einfachen Tätigkeiten im „Helferbereich“ beschäftigt, 33 Prozent in Minijobs. Lediglich 17 Prozent dieser Gruppe, also umgerechnet etwa 4 Prozent aller Migranten im arbeitsfähigen Alter, arbeitet im erlernten Beruf.
Dass die soziale Integration unter diesen Umständen sich mangels Verständigungsmöglichkeit und beruflicher Kommunikation äußerst schwierig gestaltet, liegt auf Hand. Integrationswillige und –fähige Personen sollten nach unserer Auffassung als AfD-Fraktion nach Kräften gefördert werden und können eine echte Bereicherung für unsere Gesellschaft darstellen. Für die weiteren Migranten sehen wir allerdings die Gefahr der dauerhaften prekären Lebensverhältnisse oder des Abgleitens in parallelgesellschaftliche Strukturen, mit denen niemandem gedient sein kann.
Eine gewisse Hoffnung mag für eine nächste Generation bestehen, da Schorndorf in vorbildlicher Weise im Kindergarten- und Schulbereich Chancen für eine gesellschaftliche Integration bietet.
Wurde im Vorfeld der Einwanderungswelle ab 2015 noch darüber diskutiert, einzelne Kindergartengruppen mangels Nachfrage zu schließen, so folgt seither ein Kindergartenneubau (mit bis zu 150 Plätzen) dem anderen. Allein die Baukosten liegen regelmäßig jenseits der fünf Millionen Euro pro Kindergarten zuzüglich laufender Betriebskosten. Die Gründe für den erhöhten Bedarf darf sich jeder alleine vorstellen.
Im schulischen Bereich wird unter anderem durch besondere Vorbereitungsklassen versucht, die Schüler auf ein besseres Sprachniveau zu bringen. Der Erfolg dürfte auch hier weitgehend von der Eigeninitiative bzw. dem Integrationswillen der Schüler abhängen. Spezielle Aussagen zu den Integrationserfolgen der nachwachsenden Generation enthält der Integrationsbericht allerdings nicht.
Dieser Beitrag erschien in einer Kurzfassung in der Ausgabe von „Schorndorf Aktuell“ am 03.12.2020