Umbenennung August-Lämmle-Weg: AfD-Fraktion zieht Antrag zurück
(Schorndorf, 12.06.2021) Im April 2021 hat die AfD-Fraktion im Gemeinderat Schorndorf nach einschlägigen Meldungen in der Lokalpresse zum schwäbischen Dichter August Lämmle beantragt, im Rahmen einer Anwohnerbefragung zu klären, ob der gleichnamige Weg im Süden der Stadt umbenannt werden soll. Unter den zahlreichen Rückmeldungen, die auch etliche sehr gute Namensvorschläge enthielten, befand sich auch ein Offener Brief von Ursula Fink, der sich inhaltlich kritisch wie auch überzeugend mit der Bewertung des Historikers Peter Poguntke auseinandersetzte, die letztlich in mehreren Kommunen bereits zur Umbenennung von Straßen und öffentlichen Einrichtungen geführt hat.
Hierzu erklärt der Vorsitzende der AfD-Fraktion, Lars Haise: „Bei Ursula Fink handelt es sich nicht nur um irgendeine Person, die sich mit August Lämmle inhaltlich auseinandergesetzt hat. Sie gehört zur Verwandtschaft des Dichters und kann heute noch sehr klar von ihren Begegnungen mit ihm im Rahmen diverser Familienfeierlichkeiten referieren. Nicht nur mit einem überzeugenden Brief, in dem sie sehr präzise ihre Beweisaufnahme führt, sondern auch in mehreren ausführlichen Telefongesprächen hat sie uns letztlich davon überzeugt, dass das Gutachten von Peter Poguntke an ganz wesentlichen Stellen in Frage zu stellen ist.“
Auf einem so sandigen Fundament lasse sich, so Haise weiter, der Antrag nicht aufrechterhalten. Dem pflichtet auch AfD-Stadtrat Ulrich Bußler bei: „Als wir den Antrag formuliert haben, waren uns diese Diskrepanzen und auch die Verstrickungen zu einem Anhänger der sogenannten Antifa leider noch nicht bekannt. Nichtsdestotrotz sind wir froh, dass wir eine konstruktive Debatte lostreten und auch viel tiefere, sehr persönliche Einblicke zur Person August Lämmle gewinnen konnten. Die vielen Namensvorschläge, die wir von engagierten Bürgern erhalten haben, werden wir bei künftigen Straßenbenennungen berücksichtigen.“
Dieser Vorgang sei letztlich auch eine Mahnung an die schreibende Zunft der Presse, erklären die beiden AfD-Politiker abschließend: „Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Mit Sicherheit steht für uns fest, dass die Veröffentlichungen des Herrn Lämmle im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus inhaltlich absolut indiskutabel sind. Was wir durch die historisch kundige Ursula Fink allerdings jetzt auch wissen: Das Wissen um seine Fehlurteile hat ihn bis ins hohe Alter stark belastet. Dass er sich von seinen Verfehlungen glaubwürdig distanzierte, ist durch Spruchkammerakten und Zeugenaussagen sehr gut dokumentiert.“ In den öffentlichen Spruchkammerakten von 1947 ist die Distanzierung August Lämmles von seinen Entgleisungen hinsichtlich Adolf Hitlers belegt. Hier gab er unter anderem zu Protokoll: „Wenn man diese Lobpreisung aus ihrer Zeit herausnimmt und in die Gegenwart versetzt, ist sie nicht nur unverständlich, sondern auch lächerlich. […] Was ich damals schrieb, ist seit Jahren für mich eine bittere Lehre. Aber ich konnte nicht wissen, ich konnte auch nicht denken […], daß hinter diesem Menschen ein solch wahnsinniger Narr stecken könnte!“